Pflege hat Besseres verdient!

AK-Vizepräsidentin Manuela Auer lehnt eine Pflegelehre und eine Pflegeversicherung, wie von Landeshauptmann Markus Wallner vorgeschlagen, klar ab: „Das löst kein einziges Problem, sondern schafft nur Neue!“

Als völlig falschen Weg hält AK-Vizepräsidentin Manuela Auer die Einführung einer Pflegelehre und einer Pflegeversicherung. Jugendlichen sei es nicht zuzumuten bei schwerkranken und sterbenden Menschen zu arbeiten. „Wenn wir junge Menschen für den Pflegeberuf gewinnen wollen, müssen wir die Rahmenbedingungen verbessern und dürfen die Jugendlichen nicht für immer vergraulen.“ Durch eine Pflegeversicherung droht laut Auer eine massive Verschlechterung der Gesundheitsversorgung. „Gesundheit und Pflege wird dadurch zur Einkommensfrage“, kritisiert Auer. Für die AK-Vizepräsidentin führt kein Weg an einer steuerlichen Finanzierung des Pflegesystems vorbei.

„Eine Pflegelehre wird das massive Personalproblem nicht lösen.“ Das würden auch Pflegekräfte durch die Bank bestätigen. Für eine Pflegelehre gebe es gleich mehrere Gegenargumente. „Einerseits sollten junge Menschen nicht mit schwer kranken oder sterbenden Menschen arbeiten. Andererseits gibt es nicht genügend Personal, um sie ausbilden könnte.“ So leiden Pflegekräfte bereits jetzt unter massiven Belastungen. „Im Langzeitpflegebereich, vor allem in den Pflegeheimen, wechseln innerhalb von drei Jahren jeder bzw. jede Zweite“, betont Auer. „Werden Jugendliche in diese Verhältnisse geworfen, wird der Traumberuf Pflege schnell zum Albtraum.“ Auch die Aussage von Landeshauptmann Markus Wallner wonach die Pflegelehre in der Schweiz „ziemlich eingeschlagen“ habe, muss Auer widerlegen. „In der Schweiz arbeiten nach fünf Jahren nur noch ein Viertel der AbsolventInnen einer Pflegelehre in dem Beruf.“

In den Landeskrankenhäusern liegt Vorarlberg bei der Pflegedichte – also Personal pro PatientInnen – im Österreichvergleich an abgeschlagener letzter Stelle. Im Österreichschnitt kommen 1,458 Beschäftigte auf ein Krankenhausbett. In Vorarlberg sind es lediglich 1,160. Um den österreichischen Durchschnitt zu erreichen, müssten 570 zusätzliche Stellen geschaffen werden. „Damit ausreichend Personal in den einzelnen Pflegeberufen sichergestellt werden kann, braucht es attraktive Arbeitsbedingungen. Diese können nur geschaffen werden, wenn ein gutes Verhältnis zwischen Personal und Pflegebedürftigen besteht.“ Um in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und den mobilen Diensten den Bedürfnissen von Menschen mit Pflegebedarf gerecht werden zu können, bedarf es laut Auer einer realistischen Berechnung des Betreuungsschlüssels.

Auer lehnt auch die von Wallner präferierte Pflegeversicherung ab. „Die Finanzierung des Pflegesystems muss Aufgabe des Staates bleiben. Die Pflege muss weiterhin aus dem Steuertopf finanziert werden. Nur so lässt sich ein Altern in Würde für alle garantieren.“ Eine Sozialversicherungslösung hätte den Nachteil, dass die Lohnnebenkosten erhöht werden würden. Bei einer privaten Versicherungslösung zeige sich, dass Deutschland angesichts steigender Beiträge auch "kein leuchtendes Vorbild" sei. Auer hält die Steuerfinanzierung etwa durch eine zweckgebundene Vermögenssteuer ebenso für denkbar wie eine Zweckbindung bestehender Abgaben, wie etwa der Tabaksteuer.