Kritik an Kürzung der Elternkarenz

Auer: „Sorgt nicht für mehr Vereinbarkeit, sondern bestraft Frauen!“

Die Vizepräsidentin der Vorarlberger Arbeiterkammer, Manuela Auer, äußert große Bedenken zu den von ÖVP, Grünen und Neos beschlossenen Änderungen der Elternkarenzregeln. Auer dazu: "Der Öffentlichkeit wird vorgegaukelt, dass die darin enthaltenen Maßnahmen zu einer Erhöhung der Väterbeteiligung führen würden. In Wirklichkeit bringt das Gesetz in erster Linie Nachteile für die betroffenen Frauen."

Die Karenzzeit soll in Zukunft nicht mehr wie bisher 24 Monate betragen, sondern nur mehr 22 Monate, wenn sich nicht beide Elternteile die Karenz teilen. Ausgenommen sind Alleinerziehende. Diese defacto Kürzung um 2 Monate werde viele Familien treffen, ist Auer überzeugt. Sie werden künftig bereits ab dem 22. Lebensmonat des Kindes keinen arbeitsrechtlichen Schutz mehr haben. Die Vizepräsidentin der Arbeiterkammer Vorarlberg sieht darin den bewussten Versuch, durch die Verkürzung der Karenz den Fachkräftemangel zu lösen. Manuela Auer: „Ich glaube nicht, dass viele Frauen deswegen kürzer zu Hause bleiben. Diese zwei Monate können vom Partner übernommen werden – oder auch nicht. Maßnahmen für eine höhere Väterbeteiligung fehlen. Defacto bedeutet das für die überwiegende Mehrheit der Frauen in der Realität eine Kürzung der Karenzzeit!“

Was die AK-Vizepräsidentin besonders empört ist, dass die Verkürzung der Karenzzeit in den Erläuterungen noch als Frauenförderungsmaßnahme dargestellt wird. Manuela Auer: „Das ist schärfstens zurückzuweisen! Eine solche Formulierung beruht auf einem völlig antiquierten Frauenbild, das davon ausgeht, Frauen müssten per Gesetz vor ihren eigenen Entscheidungen bewahrt werden.“

Das zeige auch das nach wie vor unzureichende Kinderbildungsangebot im Land. Vor diesem Hintergrund verschlechtere der Gesetzesentwurf die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, statt sie zu fördern, kritisiert die Gewerkschafterin. Die AK-Vizepräsidentin betont daher erneut die Notwendigkeit des Rechtsanspruchs auf einen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Manuela Auer: „Das ist in Wirklichkeit der Schlüssel, um die Berufstätigkeit von Frauen zu fördern und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.“